TRADITION
Jahrhunderte der Zerstreuung und Verfolgung haben dazu geführt, dass Yeziden über verschiedene Regionen und Staaten verteilt leben mussten. Eine zentrale Wirkungsstätte konnte sich dabei aufgrund der politischen Umstände nie etablieren. Obwohl Lalish allgemein als das Zentralheiligtum bezeichnet wird, hatte es keine wirkliche Macht im politischen Sinne. Diese Zerstreuung, die auch von Migrationsbewegungen begleitet wurde, führte zu einer unterschiedlichen Ausprägung von yezidischen Bräuchen und Traditionen. Die einzelnen Stämme und Sippschaften entwickelten ihre eigenen Vorstellungen weiter, legten für sich gewisse Glaubensinhalte fest und waren auch sonst relativ unabhängig, wenn es um ihr yezidisches „Selbstverständnis“ ging. Trotz der Differenzen der Bräuche, ist im Kern ein verbindender Moment enthalten. Welche Traditionen in unterschiedlichen Altersabschnitten existieren (Geburt, Beschneidung, Hochzeit, Tod usw.) und welche dieser Sitten reformbedürftig sind (Brautpreis, Blutrache, Ehrverständnis usw.), soll hier kritisch hinterfragt und diskutiert werden. Dabei ist auch die wichtige Frage zu diskutieren, inwiefern man beim Yezidentum nicht nur von einer Religions-, sondern auch von einer kulturell eigenständigen Gemeinschaft sprechen kann.
Ferhun Kurt : Märtyrer
In Zeiten wachsender Terror-Gefahr, vor allem seitens fanatischer Selbstmordattentäter
werden häufig auch die Motive der Täter untersucht. Der Märtyrertod als Motiv und die religiös-politische
Ideologie, die sich dahinter verbirgt, werden vor allem bei muslimischen Attentätern sichtbar.
Der hier vorliegende Essay geht auf diese Problematik ein und erläutert, warum der Begriff „Märtyrer“
in der yezidischen Theologie keinen Platz hat.
Lesen Sie hierzu mehr:
Kurt: Märtyrer
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