(RELIGIONS-)GESCHICHTE
Weil aus der Zeit vor der Ankunft Sheikh Adis keine oder nur sehr wenige historische
Quellen existieren, die einen Hinweis auf den Ursprung oder die Entwicklung der yezidischen Religion geben,
fällt es Religionswissenschaftlern bis heute schwer, den Anfang und den Verlauf der yezidischen Religion
festzumachen. Die verlässlichste Methode ist hierbei die der Vergleichenden Religionswissenschaft, die aufgrund
evidenter Parallelen zu anderen Glaubensrichtungen, die ehemals in Mesopotamien entstanden oder dort
vorzufinden sind, Rückschlüsse ziehen kann. Die Forschung hat sich hierbei insbesondere auf Parallelen zum
Zarathustrismus, dem Islam (vor allem dem sufistischen Zweig), dem Christentum sowie dem Judentum konzentriert,
wobei in den letzten Jahren speziell Vergleiche mit ähnlichen Glaubensrichtungen wie den All-e Haqq oder den
kurdischen Aleviten angestellt werden. Im Rahmen dieser Rubrik wird nicht nur die Religionsgeschichte
diskutiert werden, sondern die Geschichte des Yezidentums im allgemeinen, vor allem seit Mitte des 12.
Jahrhunderts, als der yezidische Nationalheilige, Sheikh Adi, in den Hakkari-Bergen wirkte und seine Nachfolger
entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Religion nahmen.
Mirza Dinnayi: Yeziden im Irak – Eine bedrohte Minderheit ohne Existenzrechte?
Die neusten Verfassungsentwicklungen im Irak zeigen, dass man auch nach dem Sturz des Despoten Saddam Hussein nicht von einer Befriedung des Irak reden kann, durch welche die Existenzrechte der dort lebenden Yeziden und anderen Minderheiten gewährleistet werden. Der hier vorliegende Text von Mirza Dinnayi beschäftigt sich mit der Unrechtspolitik des Saddam-Regimes gegenüber den Yeziden. Der Autor geht insbesondere auf die Zwangsumsiedlungen und Zwangsarabisierungen ein, die die religiöse Selbstbestimmung der Yeziden nachhaltig bedroh(t)en.
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Dinnayi: Yeziden im Irak
Prof. Dr. Wießner: „...in das tötende Licht einer fremden Welt gewandert“ – Geschichte und Religion der Yezidi
Prof. Dr. Wießner hat sich als Religionswissenschaftler nicht nur für die êzîdische Religion interessiert, sondern hat durch seine gutachtliche Arbeit auch entscheidenden Anteil daran gehabt, dass den Êzîden politisches Asyl in der Bundesrepublik gewährt wurde. Der hier vorliegende Text ist 1984 veröffentlicht worden, ist aber in weiten Teilen noch sehr aktuell. Die Redaktion hat zu diskussionswürdigen Aussagen im Text Stellung
genommen.
Lesen Sie hierzu mehr:
Prof. Dr. Wießner: Yezidi [PDF]
Yvonne Bangert: Drei Kreuze im Paß heißt Yezide
Die Êzîden aus der Türkei wurden in der Türkei in nahezu allen gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen und politischen Bereichen benachteiligt. Ein Aspekt dieser Benachteiligung war ein spezieller
Vermerk im Personalausweis. Wenn unter „Religionszugehörigkeit“ nicht „Islam“ stand, sondern statt dessen
„Yezidi“, oder in häufigeren Fällen keine Eintragung erfolgte bzw. drei Kreuze angebracht wurden, wusste man,
dass es sich um Êzîden, und damit in den Augen der muslimischen Bevölkerung um „Ungläubige“ handelte. Yvonne
Bangert beleuchtet in dem hier vorliegenden Text diese Art der Stigmatisierung und stellt die
Lebensverhältnisse der Êzîden in der Türkei dar, ehe diese nach Europa flüchteten.
Lesen Sie hierzu mehr:
Yvonne Bangert: Drei Kreuze
[PDF]
Prof. Dr. Carsten Colpe: Konsens, Diskretion, Rivalität: Aus der Ethnohistorie von Kurden und Yeziden
Das Verhältnis von Kurden und Êzîden war schon immer ein für die Wissenschaft interessanter
Forschungsgegenstand. Die zu diesem Thema publizierten Texte gingen jedoch meist über die oberflächlich
behandelte Frage, ob die Êzîden als Kurden zu betrachten seien oder möglicherweise andere ethnische Wurzeln
hätten, nicht hinaus. Eine detaillierte Beschäftigung mit der Ethnogenese von Kurden und Êzîden blieb eine
Seltenheit. Der hier vorliegende Text von Prof. Colpe wirkt diesem Defizit teilweise entgegen. Der Autor
beleuchtet dabei nicht nur das Verhältnis von Kurden und Êzîden untereinander, sondern arbeitet (gemeinsame)
historische Linien beider Gruppen aus. Sicherlich kann man Prof. Colpe in einigen Aussagen widersprechen,
aber der Wert solcher Texte besteht gerade darin, dass die Leser selbst dann über den Gegenstand der
Untersuchung enorm viel lernen können, wenn sie mit jenen Einzelaussagen nicht einverstanden sein können.
Der Beitrag von Prof. Colpe ist erstmals erschienen in: Borck, Carsten; Savelsberg, Eva; Hajo, Siamend (Hrsg.):
Ethnizität, Nationalismus, Religion und Politik in Kurdistan, LIT Verlag, Münster 1997 (Kurdologie, Band 1), S. 279 – 300.
Das Buch kann direkt beim Verlag bezogen werden. Weitere Informationen finden Sie hier:
Borck
u.a.: Ethnizität
Lesen Sie hierzu mehr:
Prof. Dr. Colpe: Yeziden und Kurden [PDF]
Annelore Hermes: Religiöse Verfolgung bis zur Vertreibung Yezidi aus der Türkei suchen eine neue Heimat
Minderheiten, ganz gleich ob religiöser oder ethnischer Art, haben es in vielen Ländern dieser Erde sehr schwer.
Je weniger demokratische Strukturen vorhanden sind bzw. je weniger staatlicher Schutz gewährleistet wird,
desto offensichtlicher werden die Unterdrückungsmaßnahmen seitens der Mehrheitsgesellschaft. „Islam contra
Yezidentum“ lautet eine Überschrift in Annelore Hermes’ Text von 1991. Dieses Schlagwort könnte ohne
Weiteres als Überschrift für die êzîdische Geschichte der letzten Jahrhunderte herhalten.
Lesen Sie hierzu mehr:
Annelore Hermes: Yezidi [PDF]
Kommentare
Kommentare zu Hermes: Yezidi
Sir Austen Henry Layard: Auf der Suche nach Ninive
Sir Austen Henry Layard war ein britischer Archäologe, Kunsthistoriker und Diplomat, der als einer der ersten eine ausführliche Beschreibung der êzîdischen Religion und Lebenswelt lieferte. In dem hier vorliegenden achten Kapitel aus Layards Werk „Auf der Suche nach Ninive“ fasst dieser seine Eindrücke zusammen, die er auf seinen Orientreisen sammelte. Bei der Lektüre dieses Textes muss man allerdings berücksichtigen, dass jenes Werk bereits 1848-49 erschienen ist und daher noch die damals gängigen Stereotype und Klischees über die Êzîden teilweise bedient. Obwohl Layard sich um eine objektive Darstellung der êzîdischen Religion bemüht, betrachtet er diese immerzu aus seiner christlichen Geisteswelt. Layards Arbeit war aber gleich aus mehreren Gründen für die Erforschung der êzîdischen Religion von großer Bedeutung. Um seine Fehlurteile und Verdienste in einen richtigen historischen Kontext einzuordnen, empfehlen wir den von uns verfassten Kommentar hierzu.
An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei der
Verlag C.H. Beck oHG für die freundliche Zustimmung zur Online-Publikation bedanken. Das gesamte lieferbare Programm des Verlages und weitere Informationen finden Sie hier:
Beck: Programm
Lesen Sie hierzu mehr:
Sir Austen Henry Layard: Jezidi
[PDF]
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